Taijiquan - Einssein mit Natur und Kosmos
Willkommen bei Chen Taijiquan Leippert - Ihrer Schule für Taijiquan Unterricht in Meersburg! Der Kleine Rahmen – Xiaojia – des Chen Taijiquan ist der Kern meiner Praxis. Auf diesem Pfad begleite ich Menschen, die das Dao tiefer verstehen und verwirklichen möchten.
Das Dao bezeichnet den uranfänglichen Weg, das ordnende Prinzip des Universums. Es zu "durchdringen" bedeutet, sich so vollständig darauf einzustimmen, dass das eigene Handeln mühelos im Einklang mit diesem natürlichen Fluss geschieht.
Wahre Tiefe im Chen Taijiquan entsteht durch das beharrliche Studium des Taijiquan-Prinzips und der über Generationen verfeinerten Lehre des Chen Taijiquan Xiaojia. Schritt für Schritt vereinen sich traditionelles Wissen, körperliche Praxis und geistige Kultivierung, bis Körper und Geist im Einklang mit Natur und Kosmos ruhen.

Meine Ausbildung im Chen Taijiquan begann im Jahr 1998, seit 2005 unterrichte ich den Kleinen Rahmen "Xiaojia" des Chen Taijiquan .
Ich bin Director und damit Vorstandsmitglied der International Society of Chen Taijiquan (ISCT), eines Weltverbands, dessen Vorstandsvorsitzende die Großmeister Chen Peishan und Chen Peiju sind, und dessen Präsident mein direkter Lehrer Dietmar Stubenbaum aus Friedrichshafen ist. Die beiden Großmeister sind direkte Nachfahren des jüngeren Bruders von Chen Wangting (1600–1680) und gehören damit zu einer der unmittelbarsten Traditionslinien des Begründers des Chen Taijiquan.
Im Strom der Wandlung ruhen
Taijiquan als UNESCO-Weltkulturerbe
Am 17. Dezember 2020 wurde Taijiquan offiziell in die Representative List of the Intangible Cultural Heritage of Humanity der UNESCO aufgenommen. Damit würdigt die UNESCO Taijiquan als lebendige Kunst, die Bewegung, innere Schulung, Gesundheitspflege und philosophische Tradition miteinander verbindet.
Zu den Unterstützern der erfolgreichen Bewerbung gehörte auch Meisterin Chen Peiju, anerkannte Vertreterin des Kleinen Rahmens des Chen-Clans. Durch ihr Wirken, ihre Lehrtätigkeit und ihre Bewahrung der traditionellen Methoden trägt sie maßgeblich dazu bei, dass Taijiquan weltweit authentisch weitergegeben und in seiner Tiefe verstanden werden kann.
Die UNESCO-Anerkennung bestätigt Taijiquan nicht nur als kulturelles Erbe, sondern verpflichtet auch dazu, die Qualität, den Geist und die Vielfalt dieser Kunst für kommende Generationen zu bewahren.
Was ist Taijiquan ?
Taijiquan gehört zu den klassischen Künsten des chinesischen wushu bzw. gongfu. In der heutigen Zeit wird es häufig in vereinfachter Form zur Gesundheitsförderung oder als standardisierte Wettkampfroutine ausgeübt. Das überlieferte, ursprüngliche Taijiquan jedoch ist eine umfassende, vielschichtige Disziplin, deren Studium Ausdauer, Hingabe und langjährige Kultivierung verlangt. Es gründet auf drei tragenden Säulen, die gemeinsam das innere Wesen dieser Kunst formen.
Erste Säule des Taijiquan - Gesundheitspflege
Taijiquan ist eine über Jahrhunderte gereifte Methode der Lebenspflege, deren heilsame Wirkung heute auch durch moderne sport- und therapeutische Forschung bestätigt wird. Es wirkt nicht nur gegen Beschwerden, die aus Bewegungsmangel oder einseitiger Belastung entstehen, sondern zielt im traditionellen Verständnis weit darüber hinaus.
Im Unterschied zu neuzeitlichen Konstrukten wie Teilen der TCM oder des modernen Qigong wurzelt authentisches Taijiquan in der älteren yangsheng-Tradition, deren Gesundheitsbegriff den ganzen Menschen umfasst – körperlich, geistig, emotional und sozial.
Wahre Gesundheit bedeutet hier, die eigenen Möglichkeiten zu erkennen und ein erfülltes Leben zu gestalten. Beständiges, ernsthaftes Üben des Taijiquan kann diesen Weg wesentlich unterstützen.
Zweite Säule des Taijiquan - Philosophie
Philosophie, Kunst und Selbstverwirklichung bilden im Taijiquan ein untrennbares Geflecht. Der Begriff taiji – das "höchste Letzte" – erscheint bereits im Dazhuan zum Buch der Wandlungen (Yijing), jener Schrift, die das Ideal persönlicher und gemeinschaftlicher Vervollkommnung prägt. Auch konfuzianisches und neo-konfuzianisches Denken hat die theoretischen Grundlagen der Kampfkunst entscheidend beeinflusst.
Zentral bleibt das Wirken von yin und yang: Weichheit und Härte, Öffnen und Schließen, Loslassen und Verwurzeln. In Soloformen und Partnerübungen zeigt sich ihr stetiger Wandel, der die universale Ordnung des dao widerspiegelt: "Einmal Yin, einmal Yang – das ist das Dao." Durch dieses Wechselspiel wird Taijiquan zu einer Praxis, die den Übenden in Einklang mit den natürlichen Gesetzmäßigkeiten führt und diese in unmittelbarer Erfahrung erfahrbar macht.
Dritte Säule des Taijiquan - Kampfkunst
Die dritte Säule des authentischen Taijiquan ist die Kampfkunst selbst – jene Methode, die den Körper befähigt, ernsthafte physische Auseinandersetzungen zu durchstehen und zu entscheiden. Dieser Aspekt, der das Taijiquan über Jahrhunderte prägte und ihm seinen Ruf als wirkungsvolle Kampfkunst verlieh, fehlt im heutigen Verständnis häufig vollständig oder wird grundlegend missdeutet.
Traditionelles Taijiquan ist keineswegs eine rein defensive oder ausweichende Praxis. In seiner ursprünglichen Form umfasst es präzise, oft explosive Techniken – Schläge, Tritte, Stöße mit Faust, Ellbogen, Schulter oder Ferse –, die auf kurze Distanz wirken und die Struktur des Gegners gezielt brechen oder erschüttern. Diese Fähigkeiten sind hochkomplex, nur durch langfristiges, korrektes Training unter kundiger Anleitung zu erlangen und keinesfalls kurzfristig zu erwerben.
Dabei darf das Fehlen authentischer Kampfelemente nicht durch fremde Methoden wie Ringen, Karate oder Boxen kompensiert werden, da diese die innere Logik des Taijiquan verfälschen. Seine spezifischen Qualitäten – fang-song (Lösen), nei-jin (innere Verbindung), chansi-jin (Spiral- und Seidenfadenkraft), fa-jin (explosive Kraft) – sind untrennbar mit der traditionellen Übungsmethodik verbunden: jibengong, taolu, tuishou und weitere grundlegende Trainingsformen.
Auch wenn nicht jeder Übende den kämpferischen Aspekt bis zur Anwendung vertiefen möchte, bildet er dennoch ein unverzichtbares Fundament. Denn erst durch das Verständnis der ursprünglichen Kampfmethode entfalten sich die Bereiche der Lebenspflege, der Gesundheit und der inneren Kultivierung in ihrer ganzen Tiefe. Daher bleibt authentisches Taijiquan stets die Einheit dieser drei Säulen – unabhängig davon, welchem Bereich der Einzelne den größten persönlichen Wert beimisst.
Sizheng Taijiquan
Sizheng Taijiquan – Das Taijiquan der Vier Hauptrichtungen
Meister Chen Peishan entwickelte das Sizheng Taijiquan über mehr als ein Jahrzehnt hinweg, um den Zugang zum traditionellen Taijiquan zu erleichtern, ohne dessen innere Prinzipien zu verwässern. Sizheng verweist sowohl auf die vier Hauptrichtungen des Raumes als auch auf vier zentrale Leitbahnen der chinesischen Medizin, die durch die Übung besonders aktiviert werden.
Die Form basiert vollständig auf den Grundlagen des traditionellen Chen-Clan Taijiquan des Kleinen Rahmens. Wesentliche Konzepte wie die spiralförmige Ganzkörperverbindung (chansi-fa) bleiben erhalten, werden jedoch durch bewusst vergrößerte, dreidimensional weitende Bewegungen für den heutigen Übenden leichter erfahrbar. Diese Erweiterung fördert zugleich Mobilität und Regeneration im Bereich von Schultern, Brust und Rücken.
Im Zentrum steht das Prinzip yong yi bu yong li – "Vorstellung nutzen, nicht Kraft" – durch das sich die Bewegung aus Absicht und innerer Führung statt äußerer Anstrengung entfaltet. So bildet das Sizheng Taijiquan eine eigenständige, vollständige Übungspraxis mit geringerem Zeitaufwand, die dennoch eine authentische Umsetzung der traditionellen Grundlagen ermöglicht.
Da keine inhaltliche Vereinfachung, sondern nur eine methodische Öffnung vorgenommen wurde, kann später nahtlos in das umfassende traditionelle Taijiquan übergegangen werden. Mit der Einführung der Sizheng-Schwertform im Jahr 2015 hat Meister Chen Peishan diesen Weg zudem um ein wesentliches Element des klassischen Waffentrainings erweitert.
Chen Taijiquan Xiaojia
Der Kleine Rahmen (Xiaojia) des Chen-Clan Taijiquan
Das Taijiquan umfasst zahlreiche Stilrichtungen und Ausprägungen, deren genealogische Zuordnung meist schon durch ihre Namen erkennbar wird: Chen, Zhaobao, Huleijia, Yang, Wu, Wu-Hao, Sun u.a. Trotz mancher Lücken in der Frühgeschichte gilt als gesichert, dass Chen Wangting (ca. 1600–1680), der Ahne der 9. Generation des Chen-Clans, eine zentrale Rolle in der Entstehung des späteren Taijiquan spielte. Auf seine Person und sein Wirken geht die Entwicklung des Chen-Clan Taijiquan in Chenjiaguo, Provinz Henan, zurück.
Innerhalb des Chen-Clans differenzierten sich über Generationen hinweg verschiedene Ausprägungen des Taijiquan heraus. Diese unterscheiden sich in Formaufbau (Anzahl, Reihenfolge und Charakter der Bilder), in der Art der Ausführung (offener und dynamischer oder kompakter und innerlich gebündelt), wie auch in konzeptionellen Grundlagen – etwa in der Führung des Dammbereiches, der Hüftarbeit oder der Kraftübertragung. Der Beginn dieser inneren Ausdifferenzierung wird häufig mit Chen Youben (1780–1858) verbunden.
Heute spricht man vor allem von zwei Hauptlinien: dem Großen Rahmen (Dajia) und dem Kleinen Rahmen (Xiaojia). Auch wenn die Begriffe vermutlich erst im frühen 20. Jahrhundert gebräuchlich wurden, beschreiben sie wesentliche Unterschiede in Aufbau, Methodik und innerer Struktur. Die parallel verwendeten Bezeichnungen Alter Rahmen (Laojia) und Neuer Rahmen (Xinjia) sind hingegen jüngeren Datums und führen nicht selten zu Missverständnissen, da sie historisch nicht eindeutig belegt sind.
Ein entscheidender Markstein für die Linie des Kleinen Rahmens ist das Wirken von Chen Xin (1849–1929). Sein Werk Chen Shi Taijiquan Tushuo – "Grafische Erläuterungen zum Taijiquan des Chen-Clans" – gilt seit seinem Erscheinen (1933) als eines der tiefgründigsten theoretischen Werke des gesamten Taijiquan und wurde von Meistern aller Richtungen studiert und hochgeschätzt. Chen Xin selbst erhielt seine Kenntnisse von seinem Vater Chen Zhongshen (1809–1871) und seinem Onkel Chen Jishen (1809–1865), die als herausragende Vertreter dieser Tradition galten. Spätestens mit ihnen ist der Kleine Rahmen in seiner charakteristischen Form etabliert gewesen.
Die Linie führt von Chen Xin über Chen Chunyuan, Chen Honglie, Chen Liqing und Chen Lixian schließlich zu Chen Peishan (geb. 1962) und Chen Peiju (geb. 1965) – den heutigen Linienhaltern des Kleinen Rahmens und Vorsitzenden der International Society of Chen Taijiquan (ISCT). Unter ihrer Leitung wird diese seltene, hochkomplexe und in ihrer Tiefe unveränderte Traditionslinie bis in die Gegenwart bewahrt, weitergegeben und gelehrt, unter anderem auch in der "Gesellschaft zur Praxis und Erforschung des Kleinen Rahmen Chen Clan Taijiquan e.V.".
Die 5 Lernstufen unserer Tradierungslinie
Das Chen Taijiquan Xiaojia unserer Tradierungslinie wird in fünf Lernstufen unterteilt.
Erstes Level: jichujia 基础架
In dieser Phase erlernt man die Grundform – die einzelnen Bewegungsbilder und den äußeren Rahmen der Übung. Dabei werden die fundamentalen Strukturen geschaffen, der Körper geordnet und ausgerichtet.
Man formt gewissermaßen das Werkzeug, mit dem in allen weiteren Stufen gearbeitet wird. Es ist wie das Skelett eines Gebäudes: stabil, klar strukturiert und unverzichtbar als tragende Basis für alles, was darauf folgt.
Zweites Level: dongjin 懂勁 oder auch dongquan 懂拳
Aufbauend auf dem Fundament, das in der Jichujia 基础架-Stufe gelegt wurde, beginnt hier das eigentliche Studium der inneren Bewegung (Neijin). In diesem Abschnitt lernst du, die Prinzipien des Jin nicht nur theoretisch zu verstehen, sondern sie im eigenen Körper zu erkennen, zu kultivieren und bewusst einzusetzen.
Gleichzeitig entwickelt sich die Fähigkeit des Tingjin 听劲 – das feine Lauschen auf die Kraft des Gegenübers. Man lernt, die Struktur, Absicht und energetische Richtung eines anderen Körpers wahrzunehmen und zu interpretieren.
Es ist ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess, in dem äußere Form und innere Bewegung zunehmend miteinander verschmelzen.
Drittes Level : sanbianquan 三遍拳
Auf dieser Stufe lernst du, dein Yi – die klare, fokussierte Ausrichtung des Geistes – so einzusetzen, dass das Qi den Körper auf natürliche Weise führen kann. Sobald dieser Zusammenhang wirklich verinnerlicht ist, entsteht die Fähigkeit, verschiedene Qualitäten des Jin hervorzubringen, darunter auch das explosive Entladen der Kraft (Fajin).
In dieser Phase kannst du an zahlreichen Punkten der Grundform Jin gezielt ausdrücken. Damit verwandelt sich die Xiaojia-Taolu allmählich in die Gongfujia – die Form, in der sich tatsächliches Können, Reife und Handwerkskunst zeigen. Die äußeren Bewegungen werden komplexer, klarer strukturiert und dynamischer; hinzu kommen Elemente wie Sprünge, die nur mit einer wirklich integrierten inneren Arbeit sinnvoll ausgeführt werden können.
Viertes Level: sibianquan 四遍拳
Auf dieser Stufe entwickelst du immer mehr innere Arbeit, und die Kreise werden immer kleiner und feiner; die Bewegungssegmente vervielfältigen sich gewissermaßen ins Unendliche. Für einen außenstehenden Beobachter wirkt die Form dadurch klarer, direkter und schlichter – doch tatsächlich sind die inneren Kreisbewegungen nun äußerst klein, dicht und tiefgehend.
In den alten Taijiquan-Schriften wird dieser Zustand oft so beschrieben, dass die Fähigkeit "bis ins Knochenmark eindringt".
Fünftes Level: wubianquan 五遍拳
Das fünfte Level ist im eigentlichen Sinne keine Lernstufe mehr – auch wenn der Lernprozess selbst unendlich bleibt und niemals endet. Auf dieser Ebene hat eine fundamentale Wandlung von Körper und Geist stattgefunden.
Es ist ein Zustand tiefster Natürlichkeit und müheloser Gelassenheit, ein Sein, das frei ist von innerer Enge, von Anhaftung und von jeder Trennung zwischen Körper und Geist. Man steht in Übereinstimmung mit dem Universum, im Einklang mit dem, was ist.
Für die Praxis des Taijiquan bedeutet dies:
Die Form ist frei – und gerade dadurch formlos.
Taijiquan ist nicht mehr an äußere Abläufe gebunden:
Man kann sitzen und dennoch Taiji üben.
Arme, Beine, Atmung, Intention – selbst das Gehen, das Liegen, die gesamte Lebensführung – alles wird zu Taiji in Bewegung und Ruhe.
Dies ist ein Zustand, der nur auf höchstem Niveau zu erreichen ist:
Wenn Taijiquan nicht mehr etwas ist, das man tut,
sondern etwas, das man ist.
Häufig gestellte Fragen
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